Pressestimmen
Thüringer Allgemeine Bad Salzungen 05.09.2023
von Annett Spieß
Cosy Crime in der Kurstadt
Sein Roman „Salzunger Sommer“, den Autor Paul Siegfried in der Bibliothek vorstellte, setzt der Stadt mit der starken Sole ein herrliches literarisches Denkmal
BAD SALZUNGEN. Zürn lief über den weiten, beinahe menschenleeren Marktplatz und an seinem äußeren Rand zwischen den Häusern eine gepflasterte Gasse hinunter. Dann noch eine leichte Biegung, ein letzter Schwung, als beträte man eine Bühne, und da war er auf einmal! Dieser fast kreisrunde, von einer ständigen Brise geglättete See.“
Der idyllische Salzunger Burgsee, einmalig in seiner Lage mitten in der Stadt, wird nicht nur sehr gern von Einwohnern und Gästen zum erholsamen Flanieren genutzt, sondern spielt – ebenso wie Gradierwerk, Stadtkirche und Werra – eine wichtige Rolle in dem kurzweiligen Roman „Salzunger Sommer“, den Autor Paul Siegfried jetzt in der Stadt- und Kreisbibliothek vorstelIte. De r gebürtige Hesse, der heute in Bayern lebt, besitzt seit einigen Jahren ein Ferienhaus in Marksuhl in „bezaubernder Lage“ und liebt es, die Rhön zu erkunden. Er findet, dass Franken, Thüringen und Hessen viel gemeinsam haben, landschaftlich und kulinarisch ebenso wie historisch gesehen.
Der Lebenslauf des 74-Jährigen klingt fast selbst wie ein spannender Roman: In Frankfurt Main aufgewachsen, zieht es ihn nach einer Chemiefacharbeiterlehre hinaus in die Welt. Er macht Straßenmusik, jobbt hier und da, beginnt eine neue Ausbildung zum Buchhändler, die er wegen einer schwerwiegenden Erkrankung abbrechen muss. Über ein Jahr verbringt er in einer HeiI-stätte, macht dort erste Schreibversuche. Danach holt er sein Abitur nach und studiert mehrere Semester lang Germanistik. Bis zur Rente arbeitet er als Weinhändler und Hüttenwirt. Den Osten Deutschlands hat er erst vor wenigen Jahren – mit dem Kauf dem Ferienhauses – entdeckt. Der Stadt mit der starken Sole näherte er sich nicht nur mit dem Studium von Hochglanz Prospekten und Chroniken. Ihn interessieren vielmehr die verborgenen Ecken und Kanten, die Vergangenheit, Atmosphäre und Stimmung eines Ortes.
Die Hauptfigur seines Buches, der pensionierte Hauptkommissar Amo Zürn, den ein hartnäckiges Rückenleiden plagt, verschmilzt im Verlauf der Lesung für den Zuhörer immer mehr mit seinem Schöpfer, nicht nur, weil Paul Siegfried, dessen Nachname Schneider lautet, an diesem Abend von einem Hexenschuss geplagt wird. Mit leisem, fein hessisch-knarzigem Humor taucht er in die meist leicht pessimistisch gefärbte Gedankenwelt des zurückgezogen lebenden Rentners ein, der an seinem 65. Geburtstag ein unverhofftes Geschenk erhält: eine Woche Wellness mit allem Drum und Dran in der Soletherme Salzungens.
Amüsiert erleben die Zuhörer in der Bibliothek Arno Zürns etwas holprige Ankunft am Salzunger Bahnhof mit, auf dessen Vorplatz es in der Sommerhitze nur wenig Schatten gibt. Als Einheimischer zu hören oder zu lesen, wie ein Fremder die nur allzu vertraute Stadt sieht und erlebt, hat einen ganz besonderen Reiz: Da ist die Werra zunächst wenig spektakulär anzusehen, geht es auf ,,engen, löchrigen Straßen“ hinauf zur Pension, einem im ländlichen Grün liegenden, in die Jahre gekommenen alten Herrenhaus, welches von Charlie, der taffen Zimmerwirtin, betrieben wird. Dort lernt Zürn auch Linus, ihren Neffen, kennen, einen eigenbrötlerischen Mann mit Geheimnissen. Eins davon ist ein stets mit Apoldaer Bier – leicht die Kehle hinabfließend wie Heilwasser – gefüllter Kühlschrank. Zur Pension gehören ebenfalls zwölf „Deutsche Reichshühner“, deren Behausung im Verlauf des Romans eine besondere Rolle spielt.
„Kommissar Zürn geht baden“, lautet der Untertitel des Buches. Nicht nur die heilsame Solewelt mit ihren Saunen und dem beliebten Schwebebecken erkundet der Titelheld von Paul Siegfried im Buch, er lässt ihn auch bekannte Salzunger Geschäfte und Restaurants aufsuchen und in Parks spazieren gehen. Zudem hat er sich ausführlich mit der Geschichte der Salzstadt beschäftigt: Züm denkt in der ehrwürdigen Stadtkirche an das Schicksal der letzten Türmerin Auguste Börner nach und vertieft sich mit Begeisterung in die Sagenwelt des blinden Chronisten Christian Ludwig Wucke. Detailgenau, liebevoll und geruhsam zugleich geschildert, entwickelt sich „Salzunger Sommer“ zu einer abenteuerlichen Cosy-Crime-Story mit einem unfreiwilligen Helden.
Die Lesung mit Paul Siegfried war die erste Veranstaltung der Stadt- und Kreisbibliothek nach der Sommerpause und dem umfangreichen Umbau des Außenbereichs. Im Herbst, so Fachdienstleiterin Dorit Reum, wird es neben einer neuen Fotoausstellung auch weitere Lesungen geben.
Main-Post Main-Spessart 10.06.2023
von Günter Roth
Das Geheimnis der Bratwürste
Wieso ein Karlstadter Geschichten aus Thüringen erzählt: Paul Siegfried stellt bei seinem sechsten Werk Mysteriöses aus dem „Salzunger Sommer“ vor
Nach drei Ausgaben von „Ortstermin Karlstadt“ und zwei entsprechenden Geschichten aus Rheinhessen stellt jetzt der Wahl-Karlstadter Paul Siegfried sein sechstes Werk vor. Mit „Salzunger Sommer“ geht es diesmal nach Thüringen ins Thermalbad von Bad Salzungen.
Auch in diesem Werk geht es wieder umverschrobene Typen mit ganz besonderen Eigenschaften, wie es sie in jeder Kleinstadt gibt. Und da ist noch eine mysteriöse Truhe mit offensichtlich sakralem Inhalt, um die sich kein klassischer Kriminalfall spinnt, die aber doch den pensionierten
Karlstadter Kommissar Zürn, den ehemaligen Gerichtsmediziner Geist und einen im Dienst ergrauten thüringischen Stadtpolizisten zusammenführt.
„Mord und Totschlag liegen mir nicht“
Schließlich gibt es eine ganze Reihe von kulturellen und vor allem kulinarischen Geheimnissen zu lüften, die sich um die bewegende Frage
nach dem Unterschied von Fränkischen und Thüringer Bratwürsten entzündet. Schließlich spielen auch thüringische Speisen eine Rolle,
denn für den Autor bieten Gaststätten ebenso gut die Möglichkeiten, ein Land kennenzulernen wie der Besuch von deren Sehenswürdigkeiten.
Deshalb erfährt der Leser auch eine Reihe von ganz speziellen Rezepten.
Paul Siegfried verzichtet in seiner Geschichte auf Action – „Mord und Totschlag liegen mir nicht, mich beschäftigen die gewöhnlichen Katastrophen, die aus den Unordnungen und Lügen entstehen, mit denen wir uns alle durchs Leben helfen“, sagt er und setzt mehr auf zwischenmenschliche Handlungen.
Es beginnt in der Regel ganz harmlos. Trotzdem liest man sich fest und will wissen, wie es weitergeht. „Das ist für mich Spannung!“ So lässt der Autor auch seinen Protagonisten Zeit, sich zu entwickeln, ebenso wie eine vorsichtig, anmutige „erotische Carambolage“ zwischen dem Ex-Kommissar und der Wirtin seiner Salzunger Ferienunterkunft.
Die bisherigen Bücher sind jeweils in Eigenregie erschienen und haben damit weitgehend eine regionale Leserschaft angesprochen. Diesmal aber greift der Autor auf die Hilfe eines professionellen Verlags zurück, der für ihn auch die Vermarktung und die Promotion übernimmt.
Wie aber kommt Paul Siegfried auf die Themen seiner Geschichten? Ein Grund liegt gewiss auch an seinem Wohnort, der ihn seit über 20 Jahren mitgeprägt hat. Eigentlich heißt er ja Paul Siegfried Schneider und wohnt in der Unteren Spitalgasse in Karlstadt, das Grundstück
liegt direkt an der südlichen Stadtmauer. Verwinkelte Altstadtgassen, heimelige Kneipen und verschrobene Typen sind ihm bestens bekannt, in jeder Ecke atmet die Geschichte und lässt eine Geschichte vermuten.
Für den Ort der Handlung des „Salzunger Sommers“ gibt es eine einfache Erklärung: Zusammen mit seiner Partnerin hat er vor geraumer Zeit ein Ferienhäuschen in der Thüringer Rhön gekauft und so Stück für Stück diesen Landstrich erkundet, der so eng mit Franken verbunden und doch so voller Widerstreit ist. Bad Salzungen ist mit seiner Naturtherme natürlich auch ein Anziehungspunkt für den 74-Jährigen und somit der ideale Ansatz für eine Erzählung.
Gelegentlich detailverliebt
Paul Siegfried liebt den sprachlichen Ausdruck, er beobachtet genau– gelegentlich detailverliebt. Die handelnden Figuren sind allesamt irgendwie „fehlerhaft“, aber dennoch letztendlich liebenswert. Zwischen aller Ernsthaftigkeit scheint aber auch des Öfteren der Schalk durch.
Wenn die Hühner der Pensionswirtin der Rasse „Deutsches Reichshuhn“ angehören und als frohwüchsig sowie legefreudig beschrieben werden, ist das ganz offensichtlich eine Anspielung auf die deutsch-deutsche Geschichte. Und die kleine Schummelei der Pensionswirtin des „Werra-Blicks“ ruft ebenfalls ein Schmunzeln hervor. Schließlich ist die namensgebende Werra nur sichtbar, wenn der Wind die Bäume bewegt.
Das Buch „Salzunger Sommer“ ist im Proof Verlag unter der ISBN-Nummer 978-3-949178-18-4 erschienen und in jeder Buchhandlung erhältlich.
Thüringer Allgemeine Bad Salzungen 12.05.2023
Kommisar Zürn geht baden. Der neue Kriminalroman von Paul Siegfried spielt in Bad Salzungen.
„Salzunger Sommer. Kommisar Zürn geht baden“- die Inspiration zu diesem Krimi kam Paul Siegfried im Ferienhaus in Bad Salzungen.
Darum geht’s: Der pensionierte Hauptkommissar Arno Zürn gewinnt eine kostenlose Woche in der Kurstadt Bad Salzungen. Mit freiem Eintritt in die Therme und Unterbringung in einer kleinen Pension Garni. Hübsch gelegen, oberhalb der Stadt, direkt am Waldrand. Seine Freude darüber bleibt gedämpft. Brauchte er das tatsächlich, fühlte er sich schon so mürbe, und was erwartete ihn dort? Täglich irgendwelche Anwendungen, stundenlanges Schwitzen in der warmen Sole und dazwischen die Zeit im Liegestuhl verdösen? Wirklich aufregend. Zürn weiß zunächst nichts damit anzufangen. Er hat Besseres zu tun. Dass er sich nach einigem Zögern schließlich doch auf den Weg nach Bad Salzungen macht, wird für ihn zu einem Abenteuer, welches so in keinem Prospekt über die alte Stadt am Ufer der Werra zu finden ist…
Der Autor: Paul Siegfried, Jahrgang 1949. geboren und aufgewachsen in Frankfurt am Main. Volksschule bis zur 9. Klasse. Lehre als Chemiefacharbeiter bei den Farbwerken Hoechst. Danach unruhige Wanderjahre. Straßenmusiker, Kneipenjobs, Verkäufer. Späte Buchhändlerlehre. Abgebrochen wegen einer Tbc. Über ein Jahr Heilstätte Kaufunger Wald, dort erste Schreibversuche. Gedichte, Kurzgeschichten. Alles für die Schublade. Nach der Entlassung Hochschulreife an der VHS Northeim. Germanistik an der Uni Göttingen, nach drei Semestern erneuter Rückfall. Anschließend über zwei Jahrzehnte selbstständiger Weinhändler. Die letzten Jahre Hüttenwirt für den Deutschen Alpenverein.
Bisher im Eigenverlag erschienen sind: „Ortstermin Karlstadt“. Band 1-3. Ein kriminell vergnüglicher Rundgang durch Siegfrieds Wahlheimat in Unterfranken. Außerdem zwei linksrheinische Kriminalromane aus der langjährigen Verbindung zur Weinlandschaft Rheinhessen und ihren Menschen.
Main-Post Karlstadt 18.12.2019
von Günter Roth
Doppelmord am Edelweiß
Auch bei seinem dritten „Ortstermin Karlstadt“ lässt Paul Siegfried den Lokalreporter Dux, den Ex-Lehrer Glaubner und den Polizisten Kühlwein in Aktion treten
Hanspeter Stöckel und Michel Knopp sind durchaus schlimme Jungs. Obwohl gemeinsam in dunkle Geschäfte verwickelt, hintergehen und betrügen sie einander, immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Eine letzte Gemeinsamkeit aber haben sie doch: sie sterben innerhalb weniger Minuten unterhalb des Gambacher Edelweißes, jeweils niedergestreckt durch einen Kopfschuss.
Wie sich die Wein-Mafia bereichert
Auch bei seinem dritten „Ortstermin Karlstadt“ lässt Paul Siegfried den Lokalreporter Dux, den Ex-Lehrer Glaubner und den Polizisten Kühlwein in Aktion treten. Diesmal aber verquickt der Autor seine heimatliche Karlstadter Kneipenszene mit der „weiten Welt“ – genauer gesagt mit der südeuropäischen Wein-Mafia. Da werden edle Weine, aber auch billiger Fusel verschoben, da werden Etiketten auf Flaschen gefälscht, da wird gelogen, betrogen – und eben auch gemordet. Bei einer Lesung in einem engen Fankreis stellte er in der „Liesl Karlstadt“ sein neuestes Werk vor. Recht schnell merkt der Leser, dass Paul Siegfried in beiden Welten zuhause ist. In seinem früheren Beruf als Weinhändler hat er das „Bomben-Kriminelle Geschäft“ bis ins Letzte kennen gelernt. „Wenn man aus einfachem Wein Gewinn schlagen will, ist Umgang mit Flaschenetiketten so etwas wie die Lizenz zum Gelddrucken“, sagt er. So führt denn der Autor seine Leser ein in diese weitgehend unbekannte Welt mit mafiösen Strukturen. Aber mindestens ebenso spannend ist der lokale Gegenpol: Karlstadt.
Spannung durch Zeitsprünge
Mit großem Vergnügen wird man die „Finzerhütte“ am Edelweiß identifizieren, die absichtlich nur andeutungsweise veränderten Kneipennamen, die „Lilie“ oder das „Frankeneck“ – überhaupt scheint sich hier das Leben hauptsächlich in Gaststätten abzuspielen, denn die Protagonisten treffen sich mangels eigener Familie vorzugsweise an eben diesen Orten. Seine Geschichte baut Paul Siegfried geschickt auf. Zeitsprünge mögen gelegentlich etwas verwirren, aber sie lassen auch Spannung entstehen. Mit dem Doppelmord führt er gleich unvermittelt in das Geschehen ein. Dann tauchen scheinbar unzusammenhängende Puzzleteile auf, wie die undurchsichtige Swantje, die Witwe des toten Stöckel, ein ominöser Weinfachmann Fürst Leopold und ein verliebter Ferenc.
Der Autor schwelgt in Details
Stück für Stück fügen sich schließlich die wirren Fäden zu einem Netz zusammen. Teilweise ironisch, aber auch mal durchaus derb und dennoch mit einer gewissen feinen Sinnlichkeit ergänzen erotische Begegnungen die Erzählung. Sprachlich malt der Autor quasi plastische Bilder von seiner Stadt und von den Ereignissen. Er schwelgt in Details, wenn er die düstere Abendstimmung am Edelweiß beschreibt oder die ambivalenten Beziehungen innerhalb der Karschter Kneipen. „Ja, ich bin schon ein Kneipenhocker“, sagt Siegfried von sich selbst. Seine Wurzeln hat er in Frankfurt und kam über Oppenheim über Zellingen nach Karlstadt, wo er seit gut 15 Jahren lebt. Die Liebe zum Schreiben trägt der Autor schon lange mit sich herum. In Rheinhessen entstanden auch schon zwei Krimis mit Lokalkolorit. Zwei „Ortstermin Karlstadt“ sind schon in den Jahren 2010 und 2011 mit „Ein kriminell vergnüglicher Rundgang“ und „Eine kriminell verzwickte Affäre“ entstanden. Im dritten Ortstermin spürt man den Weinfachmann und dessen Kenntnisse um die internationalen Machenschaften, man spürt aber auch die rustikale Liebe des Paul Siegmund zu seiner Wahlheimat Karlstadt. Das ist spannend, humorvoll undgelegentlich auch prickelnd. Zu haben ist das „Kriminell erotische Finale“ – einen vierten Fall soll es nicht geben – in der „BücherEcke“ in der Alten Bahnhofstraße, im Bürogeschäft Schmidt und Kurtze sowie in der Pilsstube Altfranken und natürlich beim Autor unter der Email-Adresse paulsiegfried@online.de
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Main-Post Karlstadt 09.01.2012
von Günter Roth
Für Leute mit Lust am Kombinieren
Der Karlstadter Krimiautor Paul Siegfried hat seinen vierten Fall herausgebracht
Aller guten Dinge sind vier, denkt sich der Karlstadter Autor Paul Siegfried und serviert einen weiteren verzwickten Kriminalfall. Nach „Zimmer und der Fuchs im Baum“ und zwei Fällen mit dem Titel „Ortstermin“ aus der Region Karlstadt ist in „Zimmer und die Blumen des Kaisers“ diesmal Siegfrieds Heimat Rheinhessen der Schauplatz ungewöhnlicher verzwickt miteinander verwobener Vorfälle. Da ist der skurrile Fall des Staatssekretärs Fleckenstein, dessen Selbstmord nicht gelingt, weil er zuvor einem Giftanschlag zum Opfer fällt. Im Kofferraum seines Wagens findet man die Leiche von „Blümchen“, der 19-jährigen Johanna, die im Behindertenwohnheim des undurchsichtigen Doktors Kaiserle wohnte. Und da gibt es noch einen Bekennerbrief, in dem der verblichene Staatssekretär ankündigt, Jonny Heuser zu erschießen, weil der ihm sein einziges Kind wegnehmen wolle.
Kein Wunder, dass zu Beginn der 272 Seiten umfassenden Story nicht nur der Leser, sondern auch der Ermittler Hauptkommissar Hubert Vittorio Zimmer völlig im Dunklen tappt.
Was haben die drei Personen miteinander zu tun und was spielt sich ab in Kaiserles Nervenklinik in Abtswey? Zudem sitzt natürlich auch das Innenministerium den Beamten im Nacken, die den Fall möglichst rasch ohne öffentlichem Aufsehen gelöst sehen wollen.
Verworrene Fäden
Zimmer ermittelt vor Ort, zunächst undercover, dann zunehmend nachdrücklicher, langsam beginnt er die verworrenen Fäden zuordnen und erkennt immer wieder: Es ist alles doch ganz anders – oder doch etwa nicht? Paul Siegfried stellt in seinem Krimi ausschließlich markante Typen vor. Einen knurriger griechischer Wirt, eine kesse Bedienung, einen extrem rustikalen Hausmeister und überraschend gewandte Bewohner des Behindertenwohnheims. Spaß hat er an sprachlichen Spielen, wenn er etwa bei den Vornamen das eher biedere „Hubert“ mit dem zweiten Vornamen „Vittorio“ vermengt. Auch sein Chef Wotan Wagenknecht oder der Zeuge Fussenegger beweisen die Freude an sprachlichen Spielen. Viel Freude zeigt der Autor auch an detailgetreuen Beobachtungen und Beschreibungen. Da nistet sich ein „Geruch nach kalten Pommes, nach Knoblauch und Anis in die Zwischenräume und Ritzen der Wandverkleidung“ ein, da entsteht ein sprachliches Gemälde von einem großen amerikanischen Briefkasten aus Aluminium, der wie eine überdimensionale Brotbüchse an einem rotweiß geringelten Pfahl befestigt ist. Dies lässt einerseits beim Leser komplexe interessante Bilder entstehen, bewirkt aber auch gelegentlich die eine oder andere Länge, die durchschritten werden muss. Paul Siegfried lässt seine Geschichte im Stil eines investigativen Ermittelns langsam starten, drückt aber zunehmend aufs Tempo in dem Maß, in dem sein Kommissar mehr und mehr Licht in das Dunkel bringt. Als dann klar wird, dass der angekündigte Mord des Staatssekretärs Fleckenstein tatsächlich stattgefunden hat, beginnen sich die Ereignisse sich zu überschlagen und es kommt zu einem durchaus aufregenden klassischen „Showdown“. Dabei gibt es immer wieder schelmischen Witz, wie zum Beispiel die beginnende amouröse Annäherung des Kommissars und der Psychologin Cilli Amberger – oder war auch hier alles doch ganz anders?
Paul Siegfried bringt sich auch hier wieder selbst mit seiner Person in die Handlung ein. Die Hommage an seine Heimat Rheinhessen, die Erinnerung an Sinneseindrücke seiner Jugend und die Affinität zu italienischen Vornamen lassen immer wieder den Autor selbst durchblicken. Sein Krimi „Zimmer und die Blumen des Kaisers“ ist ein pfiffiges Werk mit Spannung und Freude an der Sprache.
Das Buch ist erhältlich bei der Karlstadter Buchhandlung Ehehalt oder beim Autor selbst. Kontakt über paulsiegfried@online.de.
Main-Post Karlstadt 15.12.2010
von Günter Roth
Schwarze Flecken auf weißen Westen
Paul Siegfried legt den zweiten „Ortstermin“ vor – Karlstadt Schauplatz eines Krimis
Der Autor Paul Siegfried lädt zum „zweiten Ortstermin Karlstadt“ ein. Nach seinem Erstlingswerk stellt er nun eine „kriminell verzwickte Affäre“ vor. Hier geht es zwischen Saupurzel und Retztal ganz schön zur Sache.
Während Siegfried seinen ersten Ortstermin als „kriminell vergnüglichen Rundgang“ durch Karlstadt verstanden wissen wollte, bei dem die Handlung, aufgehängt an einer Wasserleiche, eher eine sekundäre Rolle spielt, steht nun in der Fortsetzung weniger die Stadt selbst mit ihren kleinen oder größeren Besonderheiten im Vordergrund. Vielmehr ist sie jetzt Schauplatz handfester Machenschaften.
Um Kleinstadt-Seilschaften geht es hier, um schwarze Flecken auf den weißen Westen „scheinheiliger bürgerlicher Existenzen“ und letztlich um zwei Todesfälle, von denen zumindest einer ein Mord ist. Am Schluss kommt sogar noch ein Hauch von Mafia dazu.
Leser des ersten Bandes werden den Journalisten Holger Maria Dux, inzwischen Lokalredakteur beim „Main-Boten“, wiedertreffen, ebenso Lothar Kühlwein, den Polizisten, den jeder kennt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen diesmal zwei Geschäftsleute, die von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, und Pius Barthel, eine fränkische Ausgabe von Kommissar Maigret. Und dann ist da noch Ilona Zucker – schön, aber leider tot.
Paul Siegfried baut die Handlung seines Krimis langsam auf und wirft dabei schon von Anfang an so manche Nebelbombe, die den Leser ganz bewusst auf die falsche Fährte führt, aber gelegentlich auch verwirrt. Im zweiten Drittel aber gewinnt die Handlung an Fahrt. Jeder versucht jeden gnadenlos auszuspielen, den eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen und gerät dadurch noch tiefer in den Sumpf. So auch der Leser, wenn er glaubt, die Verstrickungen frühzeitig zu durchschauen. Eine rasche Wendung – und der Verdächtige war es dann doch nicht!
Der Autor wechselt scheinbar unmotiviert seinen Sprachstil. Einmal verwendet er Wörter der Umgangssprache („Ich bügele mal schnell zum Kreuzberg hoch!“), dann beschreibt er wieder sachlich genau Vorgänge und kann sehr spannend erzählen wie beim „Show-Down“ auf dem Saupurzel.
Dazwischen gibt es immer wieder blumige, fast poetische Wortspiele, wenn zum Beispiel der junge Reporter droht, seine Feder endgültig ins Korn zu werfen, oder nachdenkt über die „fränkisch verrauchte Mischung aus weitem Himmel und dunkler Erde, die ihn trotz aller Fallstricke immer wieder in ihren Bann ziehen würde“. Ein wohl einzigartiges Kompliment ist die Beschreibung von „Augen, gegen die das Blau des Mittelmeeres die Farbe von Erbsensuppe hat“.
Eigenwillige sachliche Vorgaben darf man dem Autor nicht allzu streng vorhalten, sie sind teilweise bewusst und gewollt. Kriminalkommissare pflegen nämlich gemeinhin nicht mit einem Lokalreporter ungeklärte Mutmaßungen bezüglich eines laufenden Falls zu erörtern. Insgesamt aber kann sich der Leser auf ein unterhaltsames und spannendes Büchlein von knapp 170 Seiten freuen und insgeheim überlegen, wo wohl das Bistro „Le Grenadier“ oder das „Franken-Eck“ zu finden ist und wer sich hinter Alonso Schreck oder dem Anwalt Klotz verbirgt. Denn dass alle Personen des Krimis frei erfunden sind, ist auch so eine Nebelbombe von Paul Siegfried: In Wirklichkeit hat er nämlich durchaus real existierende Menschen im Hinterkopf.
Erhältlich ist das Werk für 9,95 Euro in der Buchhandlung Ehehalt oder bei Paul Siegfried, Tel. (093 53/98 30 30), oder unter E-Mail: paulsiegfried@online.de.
Main-Post Karlstadt 03.02.2010
von Michaela Moldenhauer
Den Lesern Lust auf Karlstadt machen
Paul Siegfrieds „Ortstermin“ ist eine liebevolle Stadtbetrachtung und viel fränkisches Lebensgefühl!
Der ebenso unerwartete wie unangenehme Zusammenstoß mit einer Wasserleiche vergällt dem pensionierten Lehrer Rudolf Glaubner nicht nur sein morgendliches Bad im Main, er muss auch das jährliche „Schnickerli-Essen“ absagen. Dem angehenden Journalisten Holger Maria Dux dagegen verhilft die Leiche zu einer unerwartet angenehmen Begegnung mit „Fleischküchle“ und anderen Feinheiten der fränkischen Lebensart.
„Ortstermin Karlstadt – ein kriminell vergnüglicher Rundgang“ heißt das 100 Seiten starke Büchlein von Paul Siegfried, das wie ein Krimi beginnt, aber sehr schnell in eine Liebesgeschichte mündet. Zeile um Zeile verfällt der Leser nämlich mehr dem Charme der kleinen Stadt am Main, verliebt sich in Landschaft und Leute, wird verführt von Küche und Kneipen, vergisst die Zeit in Gebäuden und Geschichte.Da geht es ihm nicht anders als dem Volontär Dux, der auf die Jagd nach einem „Reißer“ über den „Mord in der Provinz“ nach Karlstadt beordert wird. Dux ändert seine Prioritäten aber bereits kurz nach der Ankunft: „Eigentlich interessierte er sich mittlerweile mehr für diese wundersame Stadt als für die ominöse Leiche . . .“. Schon nach einem Hefeweizen und „Blauen Zipfeln“ auf dem spätsommerlich-heiteren Marktplatz, einem Abstecher ins Turmkaufhaus und einem Spaziergang durch die Untere Spitalgasse und entlang des Mains beginnt der Zauber Karlstadts, zu wirken.
So taucht die Wasserleiche, die dem Autor Siegfried lediglich als Aufhänger für seine liebevolle Karlstadt-Betrachtung dient, auch nur noch am Rande auf. Ganz auf die Stadt Karlstadt richtet er seinen Fokus. Auf einen „Rundgang“ will er den Leser mitnehmen, ihn wohldosiert auf Sehens- und Wissenswertes hinweisen, ihn aber besonders die Atmosphäre schmecken und das Lebensgefühl kosten lassen.
Die Handlung ist dabei eher sekundär; sie ist der rote Faden, der die Schauplätze, zu denen der Autor seinen Protagonisten Dux führt, miteinander verknüpft. „Ich wollte keinen Krimi schreiben“, stellt Siegfried für den Fall klar, mit der Wasserleiche eine falsche Fährte gelegt zu haben. Der „Ortstermin Karlstadt“ sei eine Art Erzählung, sei tatsächlich ein Rundgang: „Ich will den Leuten Lust auf Karlstadt machen.“
Die Idee dazu entstand für ihn aus der Not. „Ich wollte ein Buch über Karlstadt kaufen, das informativ und unterhaltsam ist, und habe nicht das gefunden, was ich suchte.“ Natürlich gebe es einige sehr profunde Abhandlungen über die Stadt, aber ohne das „Milieu“, ohne die Facetten, die er gerne beleuchtet gesehen hätte. Also griff er selbst zur Feder.
Eine solide Basis hat der „Ortstermin“ dennoch. „Karscht 800 – ein Spaziergang durch die Geschichte der Stadt Karlstadt“ aus der Serie der Main-Post diente dem Autor als sachliche Grundlage. Sehr persönlich aber ist die Beschreibung beispielsweise der Fischergasse: flirrende Sonnenstrahlen auf schattigem Pflaster, große, mediterrane Kübelpflanzen, buntes Weinlaub und dämmrige Innenhöfe. Kein Prospekt kann schöner für die Stadt werben.
Jedem Karschter dagegen muss das Herz bei der Schilderung des Turmkaufhauses aufgehen „mit einem sonderbaren Arrangement aus Klobürsten, Schreibwaren und Fahrradzubehör in der Auslage“. Die Karlstadter werden auch ihre Gaststätten trotz leicht verfremdeter Namen problemlos erkennen können.
Allerdings sind „Ähnlichkeiten mit lebenden Personen so nicht gewollt und entspringen ausschließlich der Phantasie des Lesers“, schickt Siegfried seinem Buch voraus. Er beobachtet genau, beschreibt detailliert, ist unterhaltsam bis amüsant, ohne jemals das Objekt seiner Betrachtung ins Lächerliche zu ziehen. Seine Eindrücke hat er bei Spaziergängen gesammelt; Stammtischgespräche sind ihm vertraut: „Ich bin auch ein Kneipenhocker.“ Außerdem ist er passionierter Koch, wovon der Leser in Form von eingestreuten Rezepten fränkischer Spezialitäten profitiert.
Geboren und aufgewachsen in Frankfurt, zog Siegfried von Oppenheim in Rheinhessen über Zellingen nach Karlstadt, wo er seit vier Jahren lebt. Der 60-Jährige ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Bis 2006 war er 20 Jahre lang als Händler für italienische Weine tätig. Als freiberuflicher Publizist ist er dieser Branche treu geblieben.
Zwei Krimis, im Rheinhessischen spielend, hat Siegfried bereits vorgelegt. Wer Leichen mit fränkischem Lokalkolorit bevorzugt, muss sich noch ein wenig gedulden, denn der Unterfranken-Krimi, den Paul Siegfried – vielleicht auch mit Karlstadt in einer zentralen Position, aber bei weitem nicht so ausführlich beschrieben – als nächstes angehen will, ist gerade im Planungsstadium.
Karschter Mai 2010
von Heike Huber
Fremdenführer auch für Einheimische
Auf einen „kriminell vergnüglichen Rundgang“ lädt uns seit kurzem der Autor Paul Siegfried ein. Sein aktuelles Buch „Ortstermin Karlstadt“ ist eine crossover-Erzählung verschiedener Genres: ein Stadtführer-Krimi mit kulinarischen und karikaturistischen Zügen.
Wir begleiten den Zeitungsvolontär Holger Maria Dux, wie er von seinem Redakteur in ein kleines Provinzkaff „zwischen Würzburg und Aschaffenburg, direkt am Main“ geschickt wird – Karlstadt. Er soll aus einer dort aufgefundenen Wasserleiche eine „Story“ machen.
Gemeinsam mit Dux betritt der Leser die Straßen von Karlstadt – und der Ortskundige weiß sofort, wo Dux sich gerade aufhält. Wenngleich Namen von Geschäften – Dux hat noch schnell etwas zu besorgen – und Gastronomie – vor der Arbeit bekommt er Hunger auf „Blaue Zipfel“ – verfremdet sind, so ist es nicht schwer zu erraten, wo er die Thermoskanne kauft und in welchem Lokal er das Mittagessen einnimmt.
Während seiner Recherchearbeit hat Dux durchaus einen Blick für die Karlstadter Baukunst. Dabei betrachtet er nicht nur historische Altstadthäuser, sondern auch die charakteristischen „Sehenswürdigkeiten“ der Karlstadter Industrie.
Was den Leser ins Grübeln bringt, sind die „Karschter“. Jede Person, die in der Geschichte auftritt löst den unwillkürlichen Reflex aus, partout erkennen zu wollen, um wen es sich handelt. Zwar wurde mir versichert, dass sie fiktiv und frei erfunden sind – „Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind so nicht gewollt und entspringen ausschließlich der Phantasie des Lesers.“ – aber man weiß ja nie…
Titel: Ortstermin Karlstadt
Autor: Paul Siegfried
Greifenverlag zu Rudolstadt & Berlin 2009
Erhältlich in Karlstadt zum Preis von 7,80€: bei der Buchhandlung Ehehalt, im „Karschter Eck“ oder beim Autor selbst.
Email: paulsiegfried@online.de, …auf Wunsch mit Widmung…